Wer zum ersten Mal von Proxy-Servern hört, fragt sich oft: Brauche ich so etwas überhaupt, und was genau macht ein Proxy-Server? In diesem Beitrag versuchen wir Schritt-für-Schritt zu erklären, was ein Proxy-Server ist, wann sein Einsatz sinnvoll ist und wie man ihn unter Windows einrichtet. Dabei beantworten wir verständlich und detailliert die wichtigsten Fragen zu Proxy-Servern. Unter anderem klären wir:

Ein Proxy-Server dient vereinfacht gesagt als Zwischenstation zwischen Ihrem Computer und dem Internet. Anstatt direkt mit einer Webseite zu kommunizieren, schickt Ihr Computer die Anfrage zunächst an den Proxy-Server. Dieser leitet die Anfrage in Ihrem Auftrag weiter und empfängt die Antwort der Webseite, um sie anschließend an Sie zurückzugeben. Der Proxy tritt also stellvertretend (englisch „proxy“ = Stellvertreter) für Sie auf.

Dadurch erhält die Ziel-Webseite nicht Ihre eigene IP-Adresse, sondern sieht nur die IP-Adresse des Proxy-Servers. Auf diese Weise können Sie Ihre persönliche IP-Adresse verbergen. Außerdem kann ein Proxy je nach Standort des Servers den Anschein erwecken, als kämen Ihre Anfragen aus einem anderen Land oder einer anderen Region. Das ist nützlich, um z.B. geografische Sperren zu umgehen.

Ist ein Proxy-Server sinnvoll?

Ob ein Proxy-Server für Sie sinnvoll ist, hängt von Ihrem Einsatzzweck ab. In vielen Fällen kann ein Proxy-Server sehr nützlich sein, aber es gibt auch Einschränkungen. Hier ein Überblick, wann der Einsatz eines Proxys sinnvoll ist und wann eher nicht:

Anonymität und IP-Adresse verbergen

Ein Hauptgrund für die Nutzung eines Proxys ist, die eigene IP-Adresse zu verstecken. Wenn Sie über einen Proxy surfen, sieht die besuchte Website nur die IP des Proxy-Servers. Das bietet ein gewisses Maß an Anonymität. Beispielsweise kann es sinnvoll sein, wenn Sie nicht möchten, dass jede Seite Ihre echte IP zurückverfolgen kann, oder um Ihre Privatsphäre ein Stück weit zu schützen. Allerdings ersetzt ein Proxy keinen umfassenden Datenschutz – er verschleiert zwar Ihre IP, aber andere Identifikationsmerkmale (Cookies, Browser-Fingerabdruck etc.) bleiben weiterhin bestehen.

Proxy-Server IP-Adresse verbergen

Geo-Sperren und Zensur umgehen

Proxys können helfen, geografische Sperren zu umgehen. Wenn ein bestimmter Inhalt in Ihrem Land blockiert ist, können Sie einen Proxy-Server in einem anderen Land nutzen. Die Internetseite glaubt dann, Sie kämen aus dem Land des Proxy-Servers, und im Idealfall erhalten Sie Zugriff auf die Inhalte. Ähnlich kann ein Proxy nützlich sein, um einfache Internetzensur oder Netzsperren (z.B. in Schule oder Firma) zu umgehen. Hier ist ein Proxy oft ein schnell verfügbares Werkzeug, um gesperrte Seiten doch noch aufzurufen.

Performance und Caching

In manchen Fällen werden Proxy-Server eingesetzt, um die Ladezeiten zu verbessern oder Bandbreite zu sparen. Insbesondere in Firmennetzwerken oder früher auch bei Internetprovidern kamen Caching-Proxys zum Einsatz. Diese speichern häufig aufgerufene Webseiten oder Dateien zwischen. Wenn ein zweiter Nutzer die gleiche Seite anfordert, liefert der Proxy sie aus dem Cache, was schneller geht und weniger Internet-Traffic verursacht. Für Privatanwender spielt dieser Vorteil heute kaum noch eine Rolle, da Breitbandverbindungen schnell sind und viele Webseiten personalisierte Inhalte liefern, die sich nicht cachen lassen.

Filter und Kontrolle

Proxys sind sinnvoll, um Inhalte zu filtern oder den Zugriff zu kontrollieren. In Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen werden Proxy-Server oft vorgeschaltet, um z.B. den Zugriff auf bestimmte Webseiten zu sperren (Stichwort Jugendschutz oder Unternehmensrichtlinien) oder um Viren- und Inhaltsscans durchzuführen. Auch in Elternhaus oder Schulen können Proxys verwendet werden, um ungeeignete Inhalte zu blockieren. Für Sie privat ist das eher weniger relevant, außer Sie möchten einen eigenen Filter einrichten.

Einfache Einrichtung für einzelne Anwendungen

Ein weiterer Vorteil ist, dass Sie einen Proxy recht unkompliziert für einen einzelnen Browser oder Anwendung einrichten können. Sie müssen nicht gleich Ihren ganzen Internetverkehr umleiten (wie es z.B. bei VPN der Fall ist), sondern können z.B. im Browser oder im Betriebssystem einstellen, dass nur der Web-Datenverkehr über den Proxy läuft. Das kann praktisch sein, wenn man nur gelegentlich einen anderen Server zwischenschalten möchte.

Einschränkungen und Risiken von Proxy-Servern

Trotz dieser sinnvollen Einsatzgebiete gibt es auch Einschränkungen und Risiken bei Proxy-Servern. Zum einen bietet ein Proxy keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung: Besuchen Sie eine unverschlüsselte Webseite (http://), kann der Proxy theoretisch den gesamten Datenverkehr mitlesen oder manipulieren. Bei verschlüsselten HTTPS-Seiten sieht der Proxy zwar den Inhalt nicht, aber er weiß zumindest, welche Seiten Sie aufrufen (Domainnamen). Vertrauen Sie also einem Proxy-Provider nur, wenn dieser seriös ist, besonders bei sensiblen Daten. Ein weiterer Punkt: Proxy-Server verlangsamen mitunter die Verbindung, vor allem wenn sie weit entfernt stehen oder viele Nutzer gleichzeitig bedienen. Kostenlose öffentliche Proxys sind oft überlastet oder instabil.

Was muss ich bei einem Proxy-Server eingeben und wie stelle ich ihn unter Windows ein?

Wenn Sie sich entschieden haben, einen Proxy-Server zu nutzen, benötigen Sie ein paar Informationen, um ihn einzurichten. Typischerweise müssen Sie Folgendes eingeben: die Adresse des Proxy-Servers und den zugehörigen Port. Die Adresse kann entweder eine IP-Adresse sein (z.B. 123.456.789.012) oder ein Hostname (z.B. proxy.mein-anbieter.de). Der Port ist eine Nummer, die angibt, über welche Schnittstelle der Proxy erreichbar ist (häufig verwendete Ports sind z.B. 8080 oder 3128 für HTTP-Proxys). Falls der Proxy-Server einen Login erfordert (das kommt meist bei beruflichen Proxys oder kostenpflichtigen Diensten vor), benötigen Sie zusätzlich Benutzername und Passwort.

Diese Zugangsdaten bekommen Sie vom Betreiber des Proxy (z.B. vom Arbeitgeber oder vom Proxy-Dienst). In manchen Fällen wird statt einer festen Adresse auch eine sogenannte Proxy-Auto-Konfigurations-URL (PAC-Datei) bereitgestellt – darauf gehen wir hier nicht im Detail ein, da Einsteiger meist mit Adresse und Port arbeiten.

Haben Sie die nötigen Infos (Adresse und Port) parat, können Sie den Proxy unter Microsoft Windows einrichten. Hier folgt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Sie in Windows 10 oder Windows 11 die Proxy-Einstellungen vornehmen:

Proxy Server Windows 11
  1. Windows-Einstellungen öffnen: Klicken Sie unten links auf das Windows-Startsymbol und dann auf das Zahnrad “Einstellungen”. Alternativ können Sie die Tastenkombination [Windows-Taste] + [I] drücken, um direkt die Einstellungen zu öffnen.
  2. In die Netzwerk-Einstellungen wechseln: Im Einstellungen-Fenster klicken Sie auf „Netzwerk und Internet“. Dort finden Sie alle netzwerkrelevanten Optionen.
  3. Proxy-Menü auswählen: Wählen Sie in der linken Liste (bei Windows 10) oder im entsprechenden Bereich (bei Windows 11) den Punkt „Proxy“ aus. Es öffnet sich die Seite für Proxy-Einstellungen.
  4. Automatische Erkennung (optional): Standardmäßig ist oft die Option „Einstellungen automatisch erkennen“ aktiviert. Stellen Sie sicher, dass diese Option an ist. Windows versucht dann, automatisch Proxy-Daten vom Netzwerk zu beziehen (was z.B. in Firmen oder Uni-Netzwerken funktionieren kann). Klappt die automatische Erkennung nicht oder ist in Ihrem Szenario nicht anwendbar, fahren Sie mit dem nächsten Schritt fort.
  5. Manuelle Proxy-Einrichtung aktivieren: Suchen Sie den Abschnitt „Manuelle Proxyeinrichtung“ auf der Proxy-Seite. Dort gibt es einen Schalter oder Checkbox für „Proxyserver verwenden“. Aktivieren Sie diese Option, um die Felder für Adresse und Port auszufüllen.
Proxyserver bearbeiten
  1. Proxy-Details eingeben: Geben Sie nun in die vorgesehenen Felder die Adresse des Proxy-Servers sowie den Port ein. Achten Sie darauf, die Daten genau richtig einzutippen, ohne Leerzeichen. Beispiel: Adresse: 123.456.789.012 und Port: 8080 (dies sind nur Beispielwerte – Sie müssen natürlich die Daten verwenden, die Sie erhalten haben).
  2. Ausnahmen einstellen (optional): In Windows gibt es oft ein Feld für „Adressen, die keinen Proxyserver verwenden“ oder eine Option wie Lokale Adressen umgehen. Hier können Sie Domains eintragen, bei denen der Proxy nicht genutzt werden soll (z.B. interne Firmenwebseiten oder „localhost“). Für den Hausgebrauch können Sie dieses Feld meist leer lassen oder die Standardeinstellung belassen.
  3. Einstellungen speichern: Klicken Sie auf „Speichern“ (Windows 11) bzw. stellen Sie sicher, dass die Eingaben übernommen wurden. In Windows 10 werden die Angaben häufig direkt übernommen, sobald Sie sie eintippen und den Schalter aktiviert haben. Schließen Sie dann das Einstellungsfenster.
  4. Verbindung testen: Öffnen Sie nun einen Browser und rufen Sie eine Webseite auf, um zu testen, ob der Internetzugang über den Proxy funktioniert. Im Idealfall lädt die Seite wie gewohnt. Wenn der Proxy einen Benutzernamen und Passwort verlangt, sollte nun ein kleines Fenster erscheinen, in dem Sie diese Zugangsdaten eingeben können. Geben Sie Benutzername und Passwort ein und bestätigen Sie – danach sollte die Verbindung hergestellt sein.

Unter Windows 10 können Sie ebenfalls einen manuellen Proxy setzen. Eine Anleitung dazu finden Sie unter „Proxy Server Einstellungen unter Windows 10„.

Tipps: Falls keine Seite lädt, überprüfen Sie noch einmal die eingegebene Adresse und Portnummer – ein Zahlendreher oder Tippfehler schleicht sich schnell ein. Bei weiterhin auftretenden Problemen kann es sein, dass der Proxy-Server gerade nicht erreichbar ist oder die Firewall etwas blockiert. In so einem Fall können Sie testweise die Proxy-Einstellungen wieder deaktivieren (Schalter „Proxyserver verwenden“ auf Aus) und prüfen, ob das Internet ohne Proxy klappt.

So stellen Sie sicher, dass allgemeine Konnektivität besteht. Sobald der Proxy läuft, nutzen alle Programme, die die Windows-Systemeinstellungen verwenden (wie Edge, Chrome, etc.), automatisch diesen Proxy-Server für ihre Verbindungen. (Hinweis: Manche Programme oder z.B. Firefox können eigene Proxy-Einstellungen haben – diese müssten Sie dann separat im Programm einstellen, falls gewünscht.)

Welche Proxy-Server gibt es in Deutschland?

Prinzipiell können Proxy-Server überall auf der Welt stehen. Wenn Sie speziell nach Proxy-Servern in Deutschland suchen, gibt es dafür mehrere Möglichkeiten. Deutschland ist ein Land mit sehr guter Internet-Infrastruktur, daher gibt es auch viele Proxy-Server, die hier betrieben werden. Hier sind einige Wege, um Proxy-Server aus Deutschland zu finden oder zu nutzen:

  • Öffentliche Proxy-Listen: Im Internet existieren zahlreiche Webseiten, die kostenlose Proxy-Server auflisten. Diese Listen kann man oft nach Ländern filtern. Suchen Sie dort nach „Germany“ oder „Deutschland„, um Proxy-Server mit einer deutschen IP-Adresse zu finden. Sie erhalten dann Informationen wie IP-Adresse, Port und oft auch die Geschwindigkeit oder Zuverlässigkeit des jeweiligen Servers. Beispiele: Es gibt Community-Seiten und Tools, die täglich aktualisierte Listen anbieten, wo oft Proxy-Server aus Städten wie Frankfurt, Berlin oder München dabei sind. Beachten Sie, dass die Qualität solcher freien Proxys stark schwanken kann – heute funktioniert ein Server, morgen eventuell nicht mehr. Nutzen Sie solche Listen also mit Geduld und testen Sie bei Bedarf mehrere Einträge, um einen funktionierenden deutschen Proxy zu finden.
  • Kostenlose Web-Proxys mit deutschem Server: Eine sehr bequeme Variante sind Web-Proxy-Dienste, bei denen Sie gar nichts im System einstellen müssen. Stattdessen rufen Sie eine Webseite auf, geben dort die Ziel-URL ein und surfen durch diese Webseite hindurch. Einige bekannte Web-Proxy-Dienste betreiben Server in Deutschland. Zum Beispiel bietet die deutsche Firma Steganos einen kostenlosen Online-Webproxy an, über den Sie mit einer deutschen IP surfen können – direkt im Browserfenster, ohne eigene Installation. Ebenso gibt es internationale Dienste wie Hide.me, bei denen man über deren Webseite eine Verbindung aufbauen kann und als Standort Deutschland auswählen kann. Solche Web-Proxys sind praktisch, um schnell mal eine einzelne Webseite aufzurufen, die sonst blockiert ist. Allerdings eignen sie sich weniger zum dauerhaften Surfen, da sie oft Werbung einblenden oder mit komplexen Websites (z.B. Bankseiten, die eigenes HTTPS erfordern) Probleme haben können.

    Weiterführende Informationen finden Sie auch in unserem Artikel „Ausführliche Betrachtung von VPN Diensten und die Relevanz deutscher VPN-Server„.
Kostenlose Proxy-Server
  • Kommerzielle Proxy-Anbieter mit Servern in Deutschland: Wenn Sie regelmäßig einen zuverlässigen Proxy in Deutschland brauchen – etwa für berufliche Zwecke, für Entwicklung/Testing oder intensives anonymes Surfen – gibt es auch professionelle Proxy-Dienste. Diese Anbieter verfügen meist über Server in vielen Ländern, darunter auch Deutschland. Beispiele (ohne Wertung) sind spezielle Proxy-Anbieter oder VPN-Services, die zusätzlich Proxy-Server zur Verfügung stellen. Gegen Bezahlung erhält man dort Zugang zu stabilen und schnellen Proxy-IPs in deutschen Rechenzentren. Für Einsteiger, die einfach nur mal ausprobieren wollen, ist das meistens nicht nötig. Es genügt in der Regel, einen kostenlosen Proxy auszuprobieren oder einen Web-Proxy zu nutzen.

Kurz gesagt: Es gibt zahlreiche Proxy-Server in Deutschland. Von frei verfügbaren IP-Adressen aus Proxy-Listen bis hin zu Web-Proxy-Diensten ist die Auswahl groß. Wenn Sie einen Proxy manuell in Windows einrichten möchten (wie oben beschrieben), können Sie einen passenden deutschen Proxy aus einer aktuellen Liste nehmen und die Daten eintragen. Achten Sie aber darauf, einen vertrauenswürdigen Proxy zu wählen. Bei Unsicherheit sind Web-Proxys bekannter Anbieter oft die einfachere und sicherere Wahl, da Sie dort direkt über deren Webseite surfen und keinen unbekannten Server manuell eintragen müssen.

Was ist der beste kostenlose Web-Proxy?

Kostenlose Web-Proxys gibt es einige – doch welcher ist der beste? Das lässt sich nie mit absoluter Sicherheit beantworten, da es auf die Kriterien ankommt (Schnelligkeit, Datenschutz, Bedienung, etc.). Dennoch gibt es ein paar Dienste, die sich als besonders beliebt und zuverlässig einen Namen gemacht haben:

Hide.me Web-Proxy: Ein oft empfohlener kostenloser Web-Proxy ist der Dienst von Hide.me. Hide.me ist eigentlich ein VPN-Anbieter, stellt aber auch einen unkomplizierten Web-Proxy zur Verfügung. Auf deren Webseite können Sie einfach eintragen, welche URL Sie besuchen möchten, und wählen sogar einen Standort aus (z.B. Deutschland oder andere Länder). Die Verbindung wird dann über Hide.me hergestellt. Vorteile dieses Dienstes: Er ist ohne Anmeldung nutzbar, finanziert sich über die Angebote des Anbieters (der auch kostenpflichtige VPNs hat) und hat den Ruf, datenschutzfreundlich zu sein (kein Loggen der besuchten Seiten, etc.). Zudem ist die Geschwindigkeit in der Regel ordentlich für einen kostenlosen Service, und die Bedienoberfläche ist sehr einfach gehalten – ideal für Einsteiger.

Steganos Online-Proxy: Wie zuvor erwähnt, bietet Steganos (ein deutsches Sicherheitssoftware-Unternehmen) einen Online Web-Proxy an. Dieser ist ebenfalls kostenlos. Da Steganos als Firma aus Deutschland kommt, ist anzunehmen, dass deren Proxy-Server auch in Deutschland stehen (was gut ist, wenn man gezielt eine deutsche IP möchte). Der Steganos-Proxy ist über deren Website erreichbar und funktioniert ebenfalls nach dem Prinzip, dass man dort die gewünschte Internetadresse eingibt. Steganos ist bekannt für Datenschutz-Tools, daher ist auch dieser Web-Proxy seriös und einen Versuch wert.

Weitere kostenlose Web-Proxys: Neben den beiden genannten gibt es noch internationale Dienste wie ProxySite, KProxy oder Hidester. Diese funktionieren ähnlich: Man geht auf die jeweilige Proxy-Website, trägt die Ziel-URL ein und surft los. ProxySite zum Beispiel erlaubt die Auswahl zwischen verschiedenen Serverstandorten (oft USA oder Europa; die Europa-Server liegen häufig in den Niederlanden oder Deutschland). KProxy bietet sogar Browser-Erweiterungen an, um die Nutzung zu erleichtern. Jeder Dienst hat kleine Unterschiede – manche haben Geschwindigkeitslimits, andere blenden Werbung ein oder unterstützen nicht alle Web-Funktionen.

Wenn man nach dem einen besten kostenlosen Web-Proxy fragt, würde die Wahl vieler Nutzer vermutlich auf Hide.me fallen, da er ein gutes Gesamtpaket aus Geschwindigkeit und Privatsphäre bietet. Allerdings kann es nie schaden, mehrere Optionen zu kennen: Sollte ein Web-Proxy mal langsam sein oder nicht funktionieren, probieren Sie einfach einen anderen aus der Liste. Da alle genannten kostenlos sind, sind Sie nicht auf einen einzigen festgelegt. Achten Sie bei der Nutzung von Web-Proxys immer darauf, keine hochsensiblen Dinge (wie Banking-Passwörter) darüber einzugeben, da auch hier die Verbindung zwar zum Zielserver bei HTTPS verschlüsselt ist, aber der Proxy-Betreiber theoretisch die angeforderte Webseite sieht. Für alltägliches, weniger kritisches Surfen sind diese Dienste jedoch eine bequeme Lösung.

Sind Proxy-Server noch zeitgemäß?

Sind Proxy-Server noch zeitgemäß?

Angesichts der heute weit verbreiteten VPN-Dienste, Tor-Netzwerke und generell überall verfügbaren verschlüsselten Verbindungen fragen sich manche: Sind Proxy-Server heutzutage überhaupt noch zeitgemäß? Die Antwort darauf ist differenziert. Proxy-Server haben in den letzten Jahren etwas an Bekanntheit bei Privatanwendern verloren, aber sie sind keineswegs verschwunden oder irrelevant.

Für den Durchschnittsnutzer im privaten Bereich sind Proxys oft nicht mehr das Mittel der Wahl, wenn es um anonymes Surfen oder Sicherheit geht. Hier haben VPNs an Popularität gewonnen, weil sie mit einer App auf Knopfdruck den gesamten Internetverkehr verschlüsseln und über einen Server leiten. Ein VPN lässt sich meist leichter einrichten als ein Proxy (zumindest subjektiv für Laien, da VPN-Apps sehr benutzerfreundlich geworden sind) und bietet vollständige Verschlüsselung. Auch Browser-Erweiterungen oder der Inkognito-Modus eines Browsers werden oft genutzt, obwohl letzterer keine IP-Änderung bringt – viele wissen gar nicht mehr genau, was ein klassischer Proxy ist.

Dennoch bleiben Proxy-Server in bestimmten Bereichen unverzichtbar oder zumindest sehr nützlich. In Firmen und Behörden etwa sind Proxy-Server weiterhin fester Bestandteil der Infrastruktur. Sie dienen dort dazu, den Datenverkehr zu bündeln, zu kontrollieren und abzusichern. Ein Unternehmens-Proxy filtert z.B. unerwünschte Inhalte, protokolliert Zugriffe (zu Audit-Zwecken) und kann auch als Puffer dienen, um häufig benötigte Updates oder Dateien lokal vorzuhalten. Das Konzept ist also in der IT nach wie vor aktuell, nur bekommt der Endnutzer es oft nicht direkt mit, weil es im Hintergrund geschieht. Microsoft hat Gruppenrichtlinien (GPOs) bereitgestellt um Proxy Einstellungen im Netzwerk zu verteilen.

Auch beim Thema Webentwicklung, Testing und Forschung spielen Proxys eine Rolle. Entwickler nutzen Proxy-Server (bzw. Proxy-Tools) zum Debuggen, indem sie den Datenverkehr über einen lokalen Proxy leiten, um ihn mitzulesen oder zu analysieren. Forschende oder Sicherheits-Analysten verwenden Proxy-Chains oder spezielle Proxy-Server, um über verschiedene Knoten ins Internet zu gehen. Und wer automatisiert Daten aus dem Web sammelt (Web-Scraping), greift häufig auf ganze Pools von Proxy-Servern zurück, um nicht von Ziel-Websites blockiert zu werden. In all diesen Fällen sind Proxy-Server hoch relevant und alles andere als veraltet.

Für Privatanwender, die technisch interessiert sind, können Proxy-Server ebenfalls weiterhin spannend sein. Wer z.B. einen Raspberry Pi oder einen alten PC hat, kann sich seinen eigenen Proxy-Server im Heimnetz einrichten und damit experimentieren – etwa um Werbung im eigenen Netzwerk zu filtern oder Geräte ohne eigene Proxy-Option doch noch umzuleiten. Zwar gibt es heute für vieles Plug-and-Play-Lösungen, aber der Lerneffekt und die Feinsteuerung eines selbst aufgesetzten Proxy-Servers kann für Enthusiasten reizvoll sein.

Man kann also sagen: Proxy-Server sind noch zeitgemäß, aber ihr Einsatzfeld hat sich gewandelt. Für spontane Anonymität im Web greift mancher eher zu einem VPN oder Tor-Browser, weil es komfortabler und sicherer ist. Doch die zugrundeliegende Idee des „vermittelnden Servers“ ist nach wie vor aktuell – ob nun als Proxy, als VPN-Server oder als Bestandteil von Cloud-Netzwerken. Gerade wenn man keine komplette VPN-Verbindung nutzen kann oder will, ist ein Proxy-Server immer noch ein praktisches Werkzeug. Und da das Internet auch in Zukunft nicht an Geosperren, Filtermechanismen oder Bedarf an Datenschutz verlieren wird, werden Proxy-Server wohl weiterhin ihren Platz haben.

Fazit

Proxy-Server mögen etwas aus dem Rampenlicht verschwunden sein, aber sie sind keineswegs obsolet. Sie sind nach wie vor zeitgemäß für viele Anwendungen – insbesondere überall dort, wo gezielt bestimmte Verbindungen umgeleitet oder gefiltert werden sollen. Als Einsteiger lohnt es sich auf jeden Fall, die Funktionsweise eines Proxy-Servers kennenzulernen und zu verstehen. Selbst wenn Sie am Ende vielleicht lieber einen VPN nutzen, haben Sie mit dem Wissen über Proxy-Server ein weiteres nützliches Werkzeug in Ihrem Technik-Repertoire. Viel Erfolg beim Ausprobieren!