Die digitale Transformation treibt den Bau von immer mehr Rechenzentren voran. Künstliche‑Intelligenz‑Anwendungen, Cloud‑Services und das Internet der Dinge verlangen enorme Rechenleistung. Standorte mit kluger Strategie können Investitionen, Arbeitsplätze und Wärmenetze bringen, während ungeeignete Lagen zu hohen Kosten, Umweltproblemen oder Bürgerprotesten führen. Der folgende Artikel erläutert, welche Faktoren bei der Standortwahl entscheidend sind und wie sie sich auf Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Akzeptanz auswirken.

1. Einflussfaktoren bei der Standortwahl

1.1 Strom- und Energieinfrastruktur

  • Zuverlässige und ausreichend dimensionierte Stromversorgung: Experten bezeichnen die Versorgungssicherheit als einen der wichtigsten Standortfaktoren. Deutschland wird wegen seiner zuverlässigen Stromversorgung und der Anbindung an große Internetknoten wie den DE‑CIX besonders positiv bewertet. Gleichzeitig sind die hohen Strompreise und langwierige Genehmigungsprozesse Schwachpunkte.
  • Integration in das Energiesystem: Ein dezentrales Wachstum sollte stärker über das Land verteilt werden, um lokale Netze zu entlasten. In Regionen mit hohem Anteil an erneuerbarer Stromproduktion könnten neue Rechenzentren als Großverbraucher in das Energiesystem eingebunden werden und die ununterbrochene Stromversorgung (USV) mit Pufferspeichern zur Netzstabilisierung beitragen. Auch die Nutzung der Abwärme für lokale Wärmenetze oder flexible Lastverschiebung zur Strompreisstabilisierung ist denkbar.
  • Erneuerbare Energie und Klimaziele: Laut Branchenstudien beziehen rund 74 % der deutschen Rechenzentren bereits Ökostrom, 27 % erzeugen ihn selbst oder kompensieren ihre Emissionen. Der europäische Green Deal verlangt, dass alle Rechenzentren bis 2030 bilanziell klimaneutral arbeiten. Das deutsche Energieeffizienzgesetz (EnEfG) schreibt
    vor, dass neue Rechenzentren ab 2026 mindestens 10 % ihrer Abwärme nutzbar machen müssen, ab 2028 sogar 20 %. Projekte wie das Berliner Vorhaben von NTT Data zeigen, dass Abwärme Rechenzentren zu Wärmelieferanten macht: Über eine 2‑km‑Leitung soll die Abwärme eines Rechenzentrums rund 4 500 Wohnungen und 200 Gewerbeeinheiten heizen.
    Dabei werden ca. 8 MW Wärme übertragen, was jährlich rund 6 000 Tonnen CO₂ einspart.
  • Stromspeicher und Blackout‑Resilienz: Wetterabhängige Einspeisungen aus Wind und Solar erhöhen das Risiko von Stromengpässen. Die Bundesnetzagentur empfiehlt eine autonome Notstrom-Versorgung von mindestens 48 Stunden; viele Betreiber kalkulieren mit 72 oder 96 Stunden. Klassische Dieselgeneratoren verursachen dabei hohe Emissionen – ein typischer Generator stößt im Ernstfall über 1 500 kg CO₂ pro Betriebsstunde aus. Nachhaltigere Alternativen wie Batteriespeicher, Brennstoffzellen oder Demand‑Response‑Strategien werden zunehmend erprobt.

1.2 Netzwerkanbindung und Internet-Verbindungen

  • Nähe zu Internetknoten und Glasfasern: Eine gute Anbindung an Internetknoten reduziert Latenzen und verbessert die Performance. Deutschland punktet hier mit dem weltgrößten Internetknoten DE‑CIX. Branchenexperten betonen, dass die Anbindung an zentrale Internetknoten und redundante Glasfaserverbindungen zentrale Stärken des Standortes sind. Optimale Standorte liegen in der Nähe großer Internet‑Hubs und bieten Zugang zu mehreren Netzbetreibern, um Redundanz und Peering‑Möglichkeiten zu gewährleisten.
Rechenzentrum mit Glasfaseranbindung
  • Proximity to fiber networks: Ein moderner Standort sollte Zugang zu mehreren Hochgeschwindigkeits‑Glasfasern bieten. Gute Standorte erlauben Verbindungen zu verschiedenen Providern und einem wichtigen Point of Presence (POP), um hohe Bandbreiten und geringe Latenzen sicherzustellen.
  • Latenz zu Endnutzern: Echtzeit‑Anwendungen wie Videostreaming oder Edge‑Computing verlangen geringe Latenzen. Daher spielen die räumliche Nähe zu Endnutzern und Datenquellen sowie Datenhoheit (z. B. Einhaltung regionaler Datenschutzgesetze) eine wichtige Rolle. Neue Datenzentren entstehen daher zunehmend in sekundären Märkten und in der Nähe von Bevölkerungszentren, um Benutzer besser zu versorgen.

1.3 Klimatische und geografische Bedingungen

  • Natürliches Klima und Kühlung: Kühle Regionen reduzieren den Energiebedarf für die Klimatisierung. Warme Standorte erfordern hocheffiziente Kühlungssysteme oder den Einsatz erneuerbarer Energie, um den Mehrbedarf auszugleichen. Experten empfehlen daher Standorte mit günstigem Klima oder den Einsatz innovativer Technologien wie Freikühlung oder
    Flüssigkühlung.
  • Wasserverfügbarkeit und Kühlung: Traditionelle Kühlung benötigt Wasser; in trockenen Regionen können wasserbasierte Systeme problematisch sein. Hybrid‑ oder Luftkühlsysteme können den Wasserverbrauch senken.
  • Naturgefahren und Bodenbeschaffenheit: Erdbeben, Überschwemmungen oder Waldbrände können Rechenzentren gefährden. Daher sollten Risikoanalysen anhand von Flutkarten oder seismischen Modellen durchgeführt werden. Die Bodenstabilität muss ausreichend geprüft werden, damit Gebäude und Technik das hohe Gewicht tragen können.

1.4 Rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen

  • Zoning und Baugenehmigungen: Rechenzentren benötigen spezielle Flächen und Genehmigungen. In manchen Regionen sind Umwidmungen oder Ausnahmegenehmigungen erforderlich, um Lärm-, Umwelt- und Sicherheitsauflagen zu erfüllen. Auf kommunaler Ebene kann „Not‑in‑My‑Backyard“-Protest Projekte verzögern; frühzeitige Einbindung der Bevölkerung
    und transparente Kommunikation sind daher entscheidend.
  • Umwelt- und Naturschutzgesetze: Behörden verlangen oft Umweltverträglichkeitsprüfungen, um Auswirkungen auf Ökosysteme, Wasser und Luft zu bewerten. In Deutschland und der EU wird zudem durch das Energieeffizienzgesetz, NIS2 und die EU-Taxonomie der Betrieb von Rechenzentren streng reguliert. Neue Rechenzentren müssen einen Teil ihrer Abwärme nutzen und PUE‑Werte offenlegen. Der Schutz bedrohter Arten und Habitate muss geprüft werden.

1.5 Nachhaltigkeit und Abwärmenutzung

  • Energieeffizienz als Kernziel: Große Rechenzentren verbrauchen riesige Energiemengen – das Training moderner KI‑Modelle benötigt mehrere Megawattstunden Strom. Deshalb gilt der PUE‑Wert (Power Usage Effectiveness) als zentraler Indikator für Effizienz. Flüssigkühlung, effiziente Chips und intelligentes Lastmanagement können den Energiebedarf
    reduzieren.
  • Abwärmenutzung: Die Abwärme von Servern ist eine wertvolle Energiequelle. Das Berliner Projekt der NTT Data leitet Abwärme über eine 2‑km‑Leitung zu einem Neubaugebiet und versorgt dort 4 500 Wohnungen sowie Kitas und Schulen: Solche Projekte sparen mehrere tausend Tonnen CO₂ pro Jahr und werden durch das Energieeffizienzgesetz in Deutschland gefördert.
  • Nachhaltige Notstromlösungen: Um die Blackout‑Resilienz zu erhöhen, ersetzen Betreiber zunehmend Dieselaggregate durch Batteriespeicher oder Brennstoffzellen. Das reduziert die CO₂‑Emissionen deutlich, denn Dieselgeneratoren stoßen pro Stunde über 1 500 kg CO₂ aus. Grüner Strom und Speicher: Die wachsende Einspeisung von Wind‑ und Solarstrom erfordert Speicher- und Demand‑Response‑Systeme, um Lastspitzen abzufedern und die Versorgung zu stabilisieren.

1.6 Ökonomische Faktoren, Immobilien und Arbeitsmarkt

  • Landverfügbarkeit und Immobilienpreise: Neue Standorte brauchen viel Fläche und ausreichend Ausbaukapazität. In etablierten Märkten wie Frankfurt oder Dublin führen Netzengpässe und Flächenknappheit zu Verzögerungen. Daher rücken sekundäre Märkte mit günstigeren Grundstückspreisen und geringerem Bürgerwiderstand in den Fokus.
  • Steuern und lokale Anreize: Steuererleichterungen oder Förderprogramme können Investitionen begünstigen. Gleichzeitig müssen Betreiber Grundsteuer, Netzanschlusskosten und lokale Umlagen einkalkulieren.
  • Fachkräfte und Clusterbildung: Regionen mit gut ausgebildetem Personal und Hochschullandschaften profitieren von Synergien. In Deutschland entstehen um Rechenzentren digitale Cluster mit Anbietern der IT‑Infrastruktur, Forschung und Start‑ups. Ein 1‑MW‑Rechenzentrum schafft etwa 3–9 direkte Arbeitsplätze, in nachgelagerten Unternehmen sogar 35–140 Arbeitsplätze pro MW.
  • Immobilienberatung: Bei der Suche nach geeigneten Grundstücken und Immobilien hilft die Zusammenarbeit mit regionalen Immobilienexperten. So können die Marktpreise, Flächenverfügbarkeit und rechtliche Rahmenbedingungen besser eingeschätzt werden. In Städten wie Hannover unterstützen beispielsweise City Immobilienmakler
    Unternehmen und Investoren bei der Standortsuche für Gewerbeimmobilien. Auch unabhängige Rankings, die die besten Immobilienmakler in Hannover vergleichen, können bei der Wahl eines kompetenten Partners helfen.

1.7 Gesellschaftliche Akzeptanz und Community Engagement

  • Akzeptanz durch die Bevölkerung: Große Rechenzentren können Lärm, Lichtemissionen oder Umweltbelastungen verursachen. Missachtete Bürgerinteressen führen zu Widerstand und können Projekte zum Scheitern bringen – wie das Beispiel eines 1,3‑Mrd.-$-Rechenzentrumsprojekts in Chesterton/Indiana zeigt, das wegen lokaler Proteste eingestellt wurde.
  • Transparente Kommunikation und Nutzenargumente: Entwickler sollten frühzeitig mit Anwohnern, Politik und Umweltverbänden zusammenarbeiten. Die Integration von Abwärme in Wärmenetze oder die Schaffung von Arbeitsplätzen und Ausbildungsprogrammen kann die Akzeptanz steigern.

2. Praxisbeispiele und aktuelle Trends

2.1 Verlagerung in sekundäre Märkte

Die hohen Preise und Netzengpässe in etablierten Hotspots führen dazu, dass sich neue Rechenzentrums‑Cluster in Regionen mit kostengünstigem Land und guter Anbindung entwickeln. Studien zeigen, dass Frankfurt, London und Dublin auch Madrid aufstrebende Standorte sind. Nordamerika verzeichnet ein ähnliches Muster: Der Netzanschlussstopp für Datenzentren in Dublin zeigt, wie wichtig ausreichend Netzkapazität und lokale Regulierung sind.

2.2 Integration von KI und Hochleistungsrechnen

Künstliche Intelligenz treibt die Nachfrage nach leistungsfähiger Infrastruktur. KI‑Server arbeiten mit bis zu 80 kW pro Rack, erfordern Flüssigkühlung und verändern die Raumplanung. Gleichzeitig kann KI helfen, den Betrieb zu optimieren, indem sie die Klimaanlage automatisch reguliert, Wartungen vorhersagt oder Lasten in stromgünstige Zeiten verlagert.

2.3 Abwärmenutzung als Wirtschaftsmotor

Das Berliner Projekt ist nur eines von vielen Vorhaben, die Abwärme für Wohn- und Gewerbegebiete nutzen. Mit dem Energieeffizienzgesetz wird die Abwärmenutzung ab 2026 Pflicht für neue Rechenzentren; dies fördert innovative Geschäftsmodelle mit Fernwärmenetzen und kann lokale Investitionen anstoßen. Andere Städte wie Amsterdam oder Zürich
experimentieren mit dem Heizen von Schwimmbädern, Gewächshäusern oder ganzen Stadtteilen mithilfe von Datenabwärme.

Fazit

Die Auswahl optimaler Standorte für Rechenzentren verlangt eine ganzheitliche Betrachtung: Zuverlässige Energieversorgung, hochwertige Netzwerkanbindung und günstige klimatische Bedingungen sind ebenso wichtig wie nachhaltige Betriebskonzepte und gesellschaftliche Akzeptanz.

Mit der zunehmenden Regulierung in Europa und dem steigenden Energiebedarf durch KI rücken Klimaneutralität und Abwärmenutzung in den Vordergrund Die Integration regionaler Wärmenetze, der Einsatz erneuerbarer Energien und die Zusammenarbeit mit lokalen Immobilienexperten eröffnen Chancen für ökonomisches Wachstum und Umweltschutz. Wer diese
Faktoren von Anfang an berücksichtigt, schafft zukunftssichere Infrastrukturen, stärkt regionale Wirtschaftscluster und unterstützt die Energiewende.